Zwei Jahre Pandemie und kaum etwas ist etwas besser geworden. Das Virus wütet weiter, die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern sind noch mieser als vorher und die rechte Sammlungsbewegung “Querdenken” radikalisiert sich weiter. Dem Virus sind weltweit inzwischen mehr als 5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen, alleine in Deutschland starben fast 120.000 Menschen. Ein Großteil dieser Tode hätte verhindert werden können, würden wir nicht im Kapitalismus leben.

In ihm sind wir nur Mittel zum Zweck der Profitmaximierung, unsere Leben und unsere Gesundheit die Kosten.Auch nach zwei Jahren Pandemie soll das Gesundheitssystem zuerst Gewinne abwerfen anstatt Leute gesund zu machen. Die Folgen für Beschäftige und Patient*innen sind furchtbar. Dafür gab es viel Beifall und öffentliche Krokodilstränen. Solidarisch durch die Krise und stay at home? Am Arsch!

Auch wenn sich nach Ansicht mancher die Reproduktionsarbeit, “das bisschen Haushalt”, sich von alleine macht, irgendwer muss sie trotzdem machen. Ob unterbezahlt im Job oder unbezahlt Zuhause, diese Arbeit fällt, gesellschaftlich gemacht, meist auf Frauen zurück. Seit Pandemiebeginn hat die patriarchale, häusliche Gewalt massiv zugenommen. Der strukturelle Sexismus sorgt so noch zusätzlich für eine stärkere Belastung von Frauen und queeren Menschen in der Pandemie.

Das da, wo sonst angeblich kein Geld da ist, einiges zu holen wäre, zeigen dagegen die 100 Milliarden, die die Bundesregierung gerade “mal eben” für die Aufrüstung in den Bundeshaushalt gezaubert hat. Der ohrenbetäubende Beifall aus der Rüstungsindustrie und von den Vaterlandsverteidiger*innen von AfD bis Grüne zeigt dabei, Finanzpolitik und Pandemiebekämpfung im Kapitalismus ist vor allem Klassenkampf – und im Moment gewinnt den nicht unsere Klasse.

Die Pandemie wirkt wie ein Booster für die soziale Ungleichheit. So hat sich weltweit während Corona das Vermögen der zehn reichsten Milliardär*innen verdoppelt. Gleichzeitig leben zusätzliche 160 Millionen Menschen mehr in Armut. Diese Entwicklung gilt auch für Deutschland. Hier besitzt inzwischen ein Prozent der Bevölkerung 35 Prozent aller Vermögen. Dagegen gelten in Bremen 28,4 Prozent aller Menschen als arm.

Während hier manche inzwischen ihre vierte Coronaschutzimpfung erhalten, mangelt es im globalen Süden nicht nur an Tests. Dank der Impfpatente verfügen viele post-koloniale Staaten weder über genügend Impfstoffe noch über ein Gesundheitssystem mit denen sie verimpft werden könnten.

In Deutschland hat der Staat mit autoritärer Symbolpolitik und Durchseuchung auf die Pandemie reagiert. Während auf der einen Seite mit Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen der Eindruck von Kontrolle und Gestaltungsmacht inszeniert wurde, wurschtelt sich der Staat weiter durch. Immer wenn die Inzidenzen stiegen wurde vor allem unser weniger profitables Privatleben mit Beschränkungen belegt – nur zu christlichen Feiertagen machte Corona scheinbar Urlaub. Mittlerweile laufen die Maßnahmen der pandemischen Entwicklung nur noch hinterher oder lassen ihr ganz freien Lauf. Die Durchseuchung gilt dabei als Ausweis von Freiheit: Je weniger Pandemiebekämpfung um so mehr Freiheit! Spätestens mit der neuen Bundesregierung weht ein neuer Wind der Freiheit durch das Land, neben der Krankheit liegt jetzt auch ihre Bekämpfung in unserer eigenen Verantwortung, wir dürfen selber sehen wie wir mit ihr klar kommen.

Gegen die Kosten der Freiheit: Freedomday. Corona. Kapital. Scheisse.