Am 6. Mai jährt sich zum 45. Mal der Protest gegen das Bundeswehrgelöbnis im Weser-Stadion 1980. Bis zu 15.000 Menschen gingen auf die Straße; ein Bundestagsbericht sprach von einer „bis dahin nicht erlebten Militanz und Entschlossenheit“.

Die später als „Schlacht am Osterdeich“ bekannten Proteste gelten auch als eine Geburtsstunde der Autonomen. Diese Jugendbewegung der radikalen Linken gibt es heute nur noch in Resten. Inhaltlich waren die Autonomen so unterschiedlich, dass es einfacher ist zu sagen, was sie nicht waren.


„Für die Akteure wird bald ein Name gefunden. So sieht der damalige SPD-Innenpolitiker Wilfried Penner »autonome Gruppen mit anarchistischer Zielsetzung« hinter dem Krawall vom Weserstadion. Das Label »Autonome« macht rasch Karriere, als Fremd- wie Eigenbezeichnung einer schnell wachsenden Zahl meist großstädtischer linksradikaler Gruppierungen eines neuen Typs: 1983 zählt der »Spiegel«, der die Entwicklung mit Schauerlust begleitet, 700 »Autonome Gruppen« in der Republik.“

Markus Mohr, 01.05.2020, Bewegung der Ungeduld, nd

Mit dem Ende der K-Gruppen Ende der 70er Jahre – autoritäre Linke, die sich auf Lenin, Stalin, Mao und Co. bezogen – entstanden neue Möglichkeiten für antiautoritäre Linke. Die Autonomen knüpften sowohl an den späten Operaismus als auch an die Spontis der 70er an.

Sie wollten explizit keine Partei oder hierarchische Organisation, setzten auf Selbstorganisation und direkte Aktion. Reform und Revolution galten ihnen nicht als Gegensatz. Statt instrumenteller Teilbereichskämpfe entwickelten sie Aktivitäten in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. 1981 waren allein in Berlin 168 Häuser besetzt.

Das Denken in Haupt- und Nebenwidersprüchen lehnten sie ab: Befreiung sollte persönlich wie gesellschaftlich zugleich sein. Diese „Politik der ersten Person“ ermöglichte z.B. eine neue radikale feministische Bewegung sowie Impulse für Ökologie- und Anti-AKW-Bewegungen.

Inhaltlich waren die Autonomen extrem breit aufgestellt – und oft widersprüchlich. So bezogen sich die „Antiimps“ auf nationalistische Bewegungen. Aber auch die antinationale und die antideutsche Linke entstand mit aus autonomen Zusammenhängen. Gewaltfreie Strömungen hatten ebenso ihren Platz wie die Solidarität mit der Stadtguerilla.

Getragen wurde diese Breite von einer ständigen Bewegungsperspektive. Im gesellschaftlichen „Windschatten“ von Alternativbewegung, Grünen, SPD und DKP fanden die Autonomen so ihren Platz als militante Jugendavantgarde.

Um euch die Stimmung im Mai 1980 in Bremen näherzubringen, haben wir zwei damalige Broschüren über die Proteste eingescannt. Ihr findet sie im Folgenden hier. Viel Spaß!


“Der Protest in Bremen war auch eine antifaschistische und antinationale Demonstration. […] »Dass es gestern Abend Krieg gab«, wie der Bremer CDU-Politiker Bernd Neumann am folgenden Tag behauptete, war weit übertrieben. Doch immerhin wurde am »schwarzen Dienstag«, wie der 6. Mai 1980 von den Bremer Medien genannt wurde, deutlich, dass nicht alle der BRD treu dienen wollten.”

Jörn Schulz, 06.05.2010, Zapfenstreich am schwarzen Dienstag, Jungle World

Krieg dem Krieg – 6. Mai in Bremen

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Herausgeber:
Kommunistischer Bund/ Gruppe Bremen
Alternative Liste/ Bremen
„tageszeitungs“-Initiative/ Bremen
Verlag: Hamburger Satz- und Verlagskooperative
Lerchenstraße 75, 2 Hamburg 50
V.I.S.d.P.: B. Möller, c/o Am Schwarzen Meer 104,
2800 Bremen
Druck: Eigendruck Auflage: 5.000
Mai 1980

Inhalt
●  Vorwort
●  Chronologie der Ereignisse
●  Berichte von Beteiligten
●  Bald westdeutsche Truppen im Iran
●  Carstens – eine Provokation
●  „Die ersten Anzeichen einer neuen ‚Ohne mich‘-Bewegung“ Die Hetzkampagne
●  Grund zur Sorge?
●  Den „Sympathisantensumpf trockenlegen“ … und die Reaktion der Linken
●  Eskalation der alten Scheiße oder doch eine neue Qualität?
●  Presseerklärung der Alternativen Liste
●  Distanzieren fehl am Platz



BUG Info Nr. 54 – Info Bremer Undogmatischer Gruppen

Ausgabe vom 11. Mai 1980

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Inhalt

●  Mai 1980 Eine kommentierte Chronologie
● Zur Lage der Nation
● Härtere Zeiten
● Wollt ihr den totalen Ölkrieg?
● Gewalt und Gewalt Walpurgisnacht und 6. Mai
● Hausbesetzung
● Ein offizieller Einbruch
● Rock gegen Rechts
● Prozess gegen Nkishi wa Mbule
● Widerstand! Eine Erklärung zu vier Ereignissen
● Der Staat – ein Softi?