Das Bündnis gegen Nationalismus Bremen ruft unter dem Titel „Keine Party für die Nation“ für Samstag, den 5. Juli ab 13 Uhr Hauptbahnhof zu einer antinationalen Demonstration auf.
Wir unterstützen dies und rufen auf an der Demonstration teilzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
Schland? Schloch!
Aufruf der Basisgruppe Antifaschismus (BA) zur antinationalen Demonstration am 5.7.2014 in Bremen
Diese Tage findet die Fußballweltmeiterschaft der Männer in Brasilien statt. Das ist für uns kein Grund zu feiern, denn statt dem Großereignis aus sportlichem Interesse zu folgen und sich an spannenden Spielen zu erfreuen, geht es dabei um mehr, es geht um das eigene Land, die eigene Nation.
Wir haben mit dem Feiern der Nationalmannschaft, also der Parteinahme für die eigene Nation, schon grundsätzlich ein Problem. Nationalismus erzeugt immer ein Innen und Außen, schließt also Menschen aus dem nationalen Kollektiv aus. Außerdem befürwortet er eine Gesellschaftsordnung die für ihre Insass*innen schädlich ist. Sie basiert auf Gewalt, Zwang, Herrschaft und Ausbeutung.
Diese Gesellschaft, in der wir leben ist kapitalistisch organisiert. Die Menschen in ihr stehen in einem ständigen Konkurrenzverhältnis zueinander, sei es in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt oder sogar in ihren privaten Beziehungen. Der größte Teil der Menschen ist von den Produktionsmitteln, welche für die Erzeugung des gesellschaftlichen Reichtums nötig sind, ausgeschlossen. Um teilzunehmen und die eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können, also zum Beispiel um sich Essen oder eine Wohnung zu kaufen, ist ausreichend Geld notwendig. Dieses bekommt man im Austausch der eigenen Ware Arbeitskraft gegen Lohn, es entsteht ein Ausbeutungsverhältnis zwischen Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in. Diese herrschenden Verhältnisse zeigen bereits einen grundsätzlichen Widerspruch zu einer Gesellschaft, von der alle in ihr lebenden Menschen profitieren: Anstatt dass die Waren für die Bedürfnisse der Menschen produziert werden und für diese frei zugänglich sind, wird zum Zwecke des Profits produziert.
Wer bei diesem Spiel aller gegen alle verliert droht hier Isolation und Ausgrenzung. Anderswo hat es tödliche Folgen.
Möglich wird dies, weil die Produktionsmittel nicht allen gehören sondern Privateigentum einzelner sind. Dies sicherzustellen und zu schützen ist eine der Aufgaben des Staates, welches er durch die Durchsetzung des Gewaltmonopols realisiert. Dieser unterwirft die Staatsbürger*innen seinem Recht und sichert damit das Fortbestehen von Armut, Ausgrenzung und Leistungszwang.
Schwarz-rot-geil?
In feindseligen Verhältnissen geben Selbstbilder den Menschen Halt und Orientierung, ermöglichen die Erklärung der Gesellschaft. Sie stiften Identität! Nationalismus ist ein solches Selbstbild. Er wirkt als ideologischer Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Während die Menschen sich täglich als Konkurrenzsubjekte gegenüber stehen ermöglicht der Nationalismus das Aufgehen im nationalen „wir“. Obwohl sonst das tägliche Hauen- und Stechen gegenüber anderen dominiert, sind sie dennoch nationalökonomische Schicksalsgenoss*innen. An Stelle der eigenen Interessen tritt das Interesse der Nation. Die scheinbare Aufhebung des Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit suggeriert den Menschen eine Aufhebung gesellschaftlicher Hierarchien. Auf der Fanmeile ist es egal, welcher Klasse man angehört und über wie viel materiellen Wohlstand man verfügt, im Vordergrund steht, dass man deutsch ist. Zugleich wirkt diese Ideologie ausgrenzend. Rassistische und nationalistische Übergriffe gehören zur bitteren Realität der Spieltage mit deutscher Beteiligung. Auch wenn sich meist nur ein geringer Teil der Menschen auf den Fanmeilen an derartigen Übergriffen beteiligt wird an der Anfeindung von Menschen, die einfach keine Lust haben, sich auch noch nach Feierabend in den Dienst der Nation zu stellen, und deshalb den nationalen Taumel kritisieren deutlich, dass es um weit mehr geht als nur um Sport! Während die Deutschen in heiterer Bierseeligkeit feiern geben sie ihre Zustimmung zu der Verschärfung der Lebensrealität Erwerbsloser, der systematischen Verarmung weiter Teile Europas und einer zutiefst mörderischen Flüchtlings- und Außenpolitik.
Deswegen rufen wir zur Teilnahme auf an der antinationalen Demonstration am 5 Juli 2014 um 13 Uhr ab Bremen-Hauptbahnhof.