Seit Dezember 2023 ist die Möglichkeit sich auch telefonisch krankschreiben zu lassen, dauerhaft möglich geworden. Für die Unternehmen und die FDP ist das im Herbst, in der Husten und Schnupfensaison, Vaterlandsverrat.

„Wirtschaftliche Folgen für unser Land“ beweint deshalb auch Mercedes-Chef Ola Källenius im aktuellen „Spiegel“, Bundeswirtschaftsminister Lindner von der FDP und die „Bundesvereinigung der Arbeitgeber“ fordern die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung. Damit haben sie mehr von der (Arbeits)Welt verstanden, als manche Linke, ja sogar Teile der Gewerkschaften. 

Während in Teilen der akademisch geprägten, poststrukturalistischen Linken es sehr zweifelhaft ist, ob man überhaupt noch von Ausbeutung und Klassenkampf sprechen könne, orientieren Teile der DGB-Gewerkschaften immer noch auf das Konzept der sog. Sozialpartnerschaft. Sie glauben an einen Interessenausgleich zum angeblich gemeinsamen Vorteil. 

FDP und Unternehmensverbänden dürften sie damit ein fröhliches Grinsen entlocken, wissen die doch anscheinend wesentlich mehr um den Interessengegensatz zwischen denen, die zur Arbeit gehen müssen um ihr Leben bezahlen zu können und denen, die damit Gewinn machen. 

Sie wissen, jeder Tag, an dem wir uns morgens krankmelden um uns anschließend nochmal im Bett umzudrehen, ist eine Verkleinerung ihres Gewinns, ist eine winzige Lohnerhöhung für uns. Deswegen fordern sie ein Ende der telefonischen Krankschreibung.

Aber natürlich, so einfach ist es nicht. Blaumachen hilft nicht gegen den Kapitalismus. Um unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern, für höhere Löhne und weniger Arbeit, brauchen wir starke, antikapitalistische Gewerkschaften die von „Deutschland“ und „unseren gemeinsamen“ Interessen nichts wissen wollen. Daran lasst uns gemeinsam arbeiten. Und zwischendurch schadet ein paar Tage krankmachen auch nicht.