Folgenden Redebeitrag haben wir am 21. April 2024 gehalten auf der Kundgebung „toller Ranz“, gegen die repressive Drogenpolitik Bremens und die Absurditäten der Toleranzfläche. Aufgerufen zur Kundgebung vor dem Bremer Hauptbahnhof hatte der Zusammenschluss „fix it“. „fix it“ ist eine Selbstorganisation Sozialarbeitender aus der Bremer Drogenhilfe.

Moin. Wir von der Basisgruppe Antifaschismus stehen solidarisch mit euch und gegen die repressive Drogenpolitik hier in Bremen.

Seit einiger Zeit nun schon führt die Polizei regelmäßig und massiv Maßnahmen am Hauptbahnhof durch. Diese Maßnahmen, vorgeblich zum Schutz der Sicherheit aller, sind vor allem gegen arme, wohnungslose und Drogengebrauchende Menschen gerichtet. Sie sind Teil einer repressiven, auf Verdrängung gerichteten Innenpolitik. Diese law-and-order Politik kotzt uns an!

Für viele soziale Widersprüche wirkt der Bremer Hauptbahnhof wie eine Art Brennglas. Vieles von dem, was auch ansonsten gesellschaftlich stattfindet, wird hier unfreiwillig auch für die sichtbar, die sonst lieber davor die Augen verschließen würden. Gewalt, offene Trauer, Wut, Frust, Armut, Leid und Elend – die Kosten der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft sind hier, in Teils sehr krasser und kaum erträglicher Form, tagtäglich sichtbar.
Und natürlich ist der Hauptbahnhof damit auch ein Ort, zu dem Menschen kommen um sich illegalisierte Drogen zu kaufen. Wir meinen, die Illegalisierung der Drogen und damit der Drogengebrauchenden gehört abgeschafft!

Die Freigabe der derzeit kriminalisierten Rauschmittel und deren Abgabe in lizenzierten Läden würden nicht nur eine deutliche Verbesserung der Umstände vieler Drogengebrauchenden bedeuten. Es wäre auch eine praktische Alternative zur law-and-order Politik der Bremer Innenbehörde.
Dabei geht es uns aber natürlich nicht darum das möglichst viele Menschen Drogen nehmen können oder sollten.
Uns geht es darum, das diejenigen, die sich berauschen wollen, dies unter Bedingungen tun können, die möglichst frei sind von Verfolgung, Vereinzelung und erzwungener Selbstschädigung, die bis zum Tod führen kann.

Statt law-and-order und Verdrängung, weg vom Bahnhofsvorplatz in andere Stadtteile, braucht es Wohnraum für Alle. Es braucht Wohnungen, in denen Menschen auch bleiben können, wenn ihr Verhalten von den gesellschaftlichen Erwartungen abweicht, gezeichnet und geprägt ist von den physischen und psychischen Folgen ihres bisherigen Lebens.

Doch, soviel das schon alles an praktischen Verbesserungen wäre, es reicht nicht! Denn Armut, Wohnungslosigkeit, Kriminalität, emotionale und körperliche Belastungen und Beschädigungen denen viele Menschen ausgesetzt sind, fallen nicht einfach vom Himmel oder sind gar die Folge „individuellen Versagens“. Sie sind gesellschaftlich gemacht, Resultate einer Konkurrenzgesellschaft die nicht als Zweck das schöne Leben für alle sondern den kapitalistisch erwirtschafteten Profit hat. Wer nicht willens oder in der Lage ist dem zu entsprechen und unter die Räder gerät, für den hat diese Gesellschaft kaum viel mehr als Ausgrenzung, und Stigmatisierung, Vertreibung und Verachtung übrig. Wer all dem ein Ende setzen will muss deshalb auch die gesellschaftlichen Ursachen dessen angehen. Wir denken, die Initiative fix_it in Bremen ist ein guter Schritt in diese Richtung.

In diesem Sinne: Für ein Ende der repressiven Drogenpolitik. Für eine Gesellschaft, in alle ohne Angst verschieden sein können!