„Mich ärgert die Totalverweigerung des GDL-Chefs“, durfte sich sich der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel noch vor zwei Monaten im Weser Kurier austoben. Die „Logik des Tarifsystems“ lehre den „Machtausgleich“ der Arbeitenden mit dem Kapital, so der angeblich linke Wirtschaftsweise. Und auch Ulrike Herrman, Wirtschaftsredakteurin der taz, wusste noch im Januar über den Arbeitskampf der GdL gegen die Bahn zu berichten das er „falsch“ sei: „Seine Lohnforderungen sind nur in seiner Fantasie durchsetzbar, nicht in der echten Welt.“.

Wehklagen und Entsetzen dürften deswegen heute, am 26. März, groß sein. Nicht nur in der Chefetage der Deutschen Bahn, sondern auch in den Redaktionen des (links)liberalen Blätterwaldes und der Wirtschaftsinstitute so mancher Hochschule: Die GdL hat gewonnen!

Bei vollen Lohnausgleich hat der Vorstand der Deutschen Bahn heute der schrittweisen Absenkung der wöchentlichen Regelarbeitszeit von 39 auf 35 Stunden zugestimmt. Damit hat die GdL, wenn auch unter den besonderen Bedingungen ihrer Berufssparte, das unmögliche möglich gemacht und ihre Interessen, ohne sonderliche politische Unterstützung von „außen“, gegen die Unternehmensseite durchgesetzt. Wir freuen uns riesig für die erfolgreichen Kolleg*innen.    

Aus diesem Streik gibt es einiges für andere Branchen und Arbeitskämpfe zu lernen, auch wenn diese oftmals unter ganz anderen und wesentlich ungünstigeren Bedingungen stattfinden. Nämlich die Unbedingtheit, auf das grundsätzliche Gegeneinander der eigenen Interessen mit denen des Unternehmens zu beharren. In diesem Sinne ist der Erfolg der GdL auch eine Ansage an die DGB-Gewerkschaft EVG, an alle Gewerkschaften. Und er ist eine Ansage an uns alle, uns an endlich in diesem Sinne an unseren Arbeitsplätzen mit unseren Kolleg*innen zusammen zu tun. Da wo es Sinn macht, am besten in einer Gewerkschaft. Schafft ein, zwei, viele GdL-Streiks!