Rund 150 Menschen haben am Sonntag dem 31. August 2025 in der Bremer Innenstadt gegen die Bremer Drogenpolitik demonstriert. Auch wir waren bei der Demo von Fix-It und der Gruppe Jes dabei — und haben folgenden Redebeitrag gehalten:
Wir von der Basisgruppe Antifaschismus stehen solidarisch mit euch und gegen die repressive Drogenpolitik hier in Bremen.
In den letzten Jahren führt die Polizei in Bremen regelmäßig und massiv Maßnahmen gegen Drogenbebrauchende durch. Diese Maßnahmen, vorgeblich zum Schutz der Sicherheit aller, sind vor allem gegen arme, wohnungslose und Drogengebrauchende Menschen gerichtet. Sie sind Teil einer repressiven, auf Verdrängung gerichteten Innenpolitik. Diese law-and-order Politik kotzt uns an!
Für viele soziale Widersprüche sind öffentliche Orte, wie zum Beispiel gut wahrnehmbar der Bremer Hauptbahnhof eine Art Brennglas. Vieles von dem, was auch ansonsten gesellschaftlich stattfindet, wird hier unfreiwillig auch für die sichtbar, die sonst lieber davor die Augen verschließen würden. Gewalt, offene Trauer, Wut, Frust, Armut, Leid und Elend – die Kosten der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft sind hier, in Teils sehr krasser und kaum erträglicher Form, tagtäglich sichtbar.
Und natürlich ist der Hauptbahnhof damit auch ein Ort, zu dem Menschen kommen um sich illegalisierte Drogen zu kaufen. Wir meinen, die Illegalisierung der Drogen und damit der Drogengebrauchenden gehört abgeschafft!
Die Freigabe der derzeit kriminalisierten Rauschmittel und deren Abgabe in lizenzierten Läden würden nicht nur eine deutliche Verbesserung der Umstände vieler Drogengebrauchenden bedeuten. Es wäre auch eine praktische Alternative zur law-and-order Politik der Bremer Innenbehörde.
Dabei geht es uns aber natürlich nicht darum das möglichst viele Menschen Drogen nehmen können oder sollten. Uns geht es darum, das diejenigen, die sich berauschen wollen, dies unter Bedingungen tun können, die möglichst frei sind von Verfolgung, Vereinzelung und erzwungener Selbstschädigung, die bis zum Tod führen kann.
Allerdings zeigt die derzeitige Bundesregierung, genauso wie die Bremer Landesregierung, dass es ihnen Nicht um eine Verbesserung geht! Stattdessen setzen Sie alles daran, die Umstände noch zu verschärfen. Statt die Ursachen von Armut anzugehen, werden diese durch Kürzungen und Streichungen im Sozialstaat noch vermehrt. Statt deren Folgen abzumildern, werden diese immer weiter zu gespitzt. Verdrängung, Verarmung und Vernachlässigung sind das Programm. Statt Geld für diejenigen bereitzustellen, die es am meisten brauchen, wird es für diejenigen ausgegeben, die den Ärmsten am meisten zusetzen. Der Statt spart überall, außer bei der Polizei. Und so werden lieber Taser angeschafft, um auch Drogengebrauchende besser vertreiben zu können, als Lebensbedingungen zu schaffen, in denen würdiges Leben möglich ist!
Statt law-and-order und Verdrängung, weg vom Bahnhofsvorplatz in andere Stadtteile, braucht es Wohnraum für Alle. Es braucht Wohnungen, in denen Menschen auch bleiben können, wenn ihr Verhalten von den gesellschaftlichen Erwartungen abweicht, gezeichnet und geprägt ist von den physischen und psychischen Folgen ihres bisherigen Lebens.
Doch, soviel das schon alles an praktischen Verbesserungen wäre, es reicht nicht! Denn Armut, Wohnungslosigkeit, Kriminalität, emotionale und körperliche Belastungen und Beschädigungen denen viele Menschen ausgesetzt sind, fallen nicht einfach vom Himmel oder sind gar die Folge „individuellen Versagens“. Sie sind gesellschaftlich gemacht, Resultate einer Konkurrenzgesellschaft die nicht als Zweck das schöne Leben für alle, sondern den kapitalistisch erwirtschafteten Profit hat. Wer nicht willens oder in der Lage ist dem zu entsprechen und unter die Räder gerät, für den hat diese Gesellschaft kaum viel mehr als Ausgrenzung, und Stigmatisierung, Vertreibung und Verachtung übrig. Wer all dem ein Ende setzen will muss deshalb auch die gesellschaftlichen Ursachen dessen angehen. Die heutige Demonstration ist ein guter Schritt in diese Richtung.
In diesem Sinne: Für ein Ende der repressiven Drogenpolitik. Für eine Gesellschaft, ohne Armut, Ausgrenzung und Leistungszwang! Rausch statt Deutschland!
