„Das regelt der Markt“ – ein Glaubenssatz, der auch außerhalb der FDP immer wieder seine Fans findet. Das gilt aber nur so lange, wie sie nicht selbst davon betroffen sind. Die Gastronomie ist dafür ein gutes Beispiel: Preiserhöhungen und steigende Mieten – die „unsichtbare Hand des Marktes“ hat in den letzten Jahren auch vielen Unternehmer*innen kräftig ins Portemonnaie gegriffen. 

Dazu haben viele in der Gastro Beschäftigte während der Pandemie die Branche gewechselt: Die Erfahrung anderer Arbeitsbedingungen und Löhne, von denen sich leben lässt, mag an einer Rückkehr gehindert haben. Entsprechend sind viele nicht mehr bereit, zu Hungerlöhnen zu arbeiten.


„Das Durchschnittsgehalt in Deutschland beträgt 2024

50.250 Euro brutto pro Jahr“ […] „Die niedrigsten Gehälter werden aktuell in den Berufsgruppen Logistik, Groß- und Einzelhandel, der Hotellerie und der Gastronomie bezahlt. So verdienen KöchInnen etwa nur 33.250 Euro brutto pro Jahr“ 

finanz.de, 09.02.2024

Wo so viel unternehmerisches Unglück herrscht, liegt der Schuldige klar auf der Hand: der Staat! Satte 19% Umsatzsteuer schlägt er schließlich auf jedes Happy Meal bei McDonald’s einfach drauf. Doch Burger King, Nordsee, McDonald’s und Co. sind nicht irgendwer – entsprechend wirkmächtig ist ihre Lobbyarbeit. Ab 2026, so hat es die künftige Bundesregierung aus CDU und SPD angekündigt, soll die Steuer auf Speisen auf 7 % gesenkt werden.

Doch das reicht nicht! Kaum ist die Bestie Staat ein bisschen gebändigt, droht eine neue Gefahr: die Erhöhung des Mindestlohns! „Was uns durch die Steuersenkung erlassen wird, wird der angekündigte steigende Mindestlohn mehr als auffressen“, durfte am Montag der Vorsitzende der „Bremer Gastro Gemeinschaft“ im  Weser-Kurier öffentlich wehklagen. Löhne, von denen man leben kann? Was bilden sich diese Leute eigentlich ein?!


„Wie sollen die Beschäftigten in den unteren Lohngruppen eine Familie ernähren, wenn Lebenshaltungskosten und Wohnraum immer teurer werden? Viele haben zwei Jobs oder stocken auf. Wir fordern 15 Euro Mindestlohn noch in diesem Jahr. Andernfalls werden Gastronomie und andere Branchen in Zukunft kaum noch Arbeitskräfte finden.“  

DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi, Erklärung der Gewerkschaft NGG, 09.01.2025

Doch Spaß beiseite: Die Lage der Gastrobranche zeigt vor allem eines – was „der Markt“ regelt, ist vor allem zum Schaden der meisten. Dabei gäbe es sogar aus sozialdemokratischer Perspektive, zum Beispiel mit dem Preisgesetz, Mittel und Wege, ihn etwas zu begrenzen. Genossenschaftlich organisierte Kollektivbetriebe wie das „Horner Eck“ im Bremer Steintorviertel zeigen: Auch im Kapitalismus ist eine andere Gastronomie mit auskömmlichen Löhnen und Arbeitsbedingungen möglich. Am Ende sind alldem unter Marktbedingungen jedoch Grenzen gesetzt. Eine wirklich gute Gastro für alle ist deswegen nur jenseits von Staat und Kapital zu haben. In diesem Sinne: Letzte Runde!