Buntentorsteinweg 29
28201 Bremen
Deutschland
Ort: Kukoon, Buntentorsteinweg 29, Neustadt Bremen
Vortrag mit Beriwan Al-Zin (Übersetzerin), Christian Ditsch (Fotograf) und Michael Wilk (Arzt und Autor). Aufnahmen von Christian Ditsch begleiten die Veranstaltung.
Im Dezember 2014 hat eine Delegation der Hilfsorganisation phnx die Region bereist und die humanitäre und medizinische Situation untersucht. Während die Kantone Rojavas bereits zu Zeiten des Assad-Regimes generell unterversorgt waren, beschränkte sich die medizinische Versorgung weitgehend auf wohlhabende und regimetreue Personen. Als jedoch die Regierungsmacht in der nordsyrischen Region durch den Bürgerkrieg an Einfluss verlor und im Sommer 2012 von der Bevölkerung in einer friedlichen Revolution vertrieben wurde, konnte eine Selbstverwaltung von unten aufgebaut werden. Im Zuge dessen wurde u.a. ein solidarisches, kostenfreies Medizinsystem etabliert, in dem Versorgung unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Einkommen gewährt wird. Nach denselben pluralistisch-demokratischen Grundsätzen sind alle gesellschaftlichen Strukturen Rojavas konzipiert. Frauen stellen eigene Komitees und sind gleichzeitig mit 40% Quotierung auf allen Ebenen beteiligt, was nicht nur im religiös-patriarchal geprägten Nahen Osten außergewöhnlich ist. Die Selbstbestimmung der Frauen Rojavas ermutigt derzeit Frauen weltweit zur Selbstbefreiung.
In Rojava vollzieht sich ein fortschrittlicher Prozess, der unsere volle Aufmerksamkeit und Unterstützung verdient.
Doch der seit über vier Jahren tobende Bürgerkrieg und das Embargo gegen die Region stellen das weitgehend basisdemokratisch organisierte Gesundheitssystem vor schier unlösbare Aufgaben. Neben der Aufrechterhaltung der Regelversorgung hinterlassen die Angriffe des IS zahlreiche verwundete Kämpfer*innen und Flüchtlinge. Derzeit arbeiten nur etwa 100 von ehemals 700 Ärzt*innen in den drei Kantonen Rojavas um 2,5 Millionen Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Die chirurgischen Eingriffe werden ausnahmslos von Allgemeinchirurg*innen bewältigt, die in der aktuellen Situation Außergewöhnliches leisten. Viele medizinische Disziplinen sind in der Region nicht mehr vertreten, 95% der medizinischen Gerätschaften sind unbrauchbar. Medikamente müssen zum größten Teil in die Region geschmuggelt werden. Zur Versorgung mit Medikamenten und Verbrauchsmaterialien sind die Strukturen vor Ort auf Spenden aus dem Ausland angewiesen.
Unterstützt die Selbstverwaltung in Rojava!
Gruppe Louise *
Weitere Informationen zu Rojava gibt es auch auf sokubremen.wordpress.com