Mit über 20 % der Stimmen hat die AfD in Bremen-Tenever bei der Europawahl die meisten Stimmen erhalten. Warum bürgerliche Demokrat*innen im Kampf gegen Rechts nicht hilfreich sind, zeigt ein Interview mit dem CDU-Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter dazu am 14.Juni im Weser Kurier.
Befragt nach den Gründen der Leute in Tenever die AfD zu wählen, bestreitet er, dass es solche gegeben haben könnte. Beleg für ihn dafür ist, dass die AfD sich mit den angeblich Stimmen entscheidenden Themen, „Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ und „Bildungsangebote“, gar nicht beschäftigt hätte. Dass das nicht stimmt, ist ihm klar. „Vielleicht denkt der eine oder andere auch, dass er noch weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, weil er sieht, dass in den vergangenen Jahren in Tenever Zuwanderung in viel größerem Maße stattgefunden hat als in allen anderen Stadtteilen.“, fällt ihm ein paar Fragen weiter ein. Das nicht nur die AfD sondern auch das von ihm als „Klientel“ bezeichnete Wahlvolk dazwischen einen Zusammenhang herstellen, ist aber ihm, genauso wie angeblich dem „Klientel“, keinen Gedanken wert. Aus niederen Gefühlen, aus „Frust“, hätten die Leute gewählt. Beim darüber nachdenken wäre Schlüter vielleicht aber auch aufgefallen, dass er mit dem „Klientel“ inhaltlich mehr gemeinsam hat, als ihm vielleicht lieb ist. Was für ihn vor allem Fragen des mindsets sind, – „ich bin Optimist“ – haben sich die Mehrheit der Wählenden letzten Sonntag in Tenever anders beantwortet. Gegen die dornigen Chancen des CDU-Manns setzen die AfD-Fans lieber auf das gewaltvolle Glücksversprechen der Volksgemeinschaft. Gemeinsam teilen sie aber alle, die AfD-Fans wie Schlüter, Nationalismus und den positiven Bezug auf die Marktwirtschaft. Sie ziehen aus alldem nur andere Schlüsse, wählen andere Umgänge. Deswegen fallen Demokraten wie Schlüter auch keine Argumente gegen die AfD ein, ja, er scheint sie nicht einmal richtig zu begreifen.
Was dagegen gegen Rechts hilft, ist ein Antifaschismus der die Sorgen der Menschen vor dem Scheitern in der patriarchal-kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft aufnimmt und gegen ihre Ursachen richtet: Gegen Staat, Nation und Kapital und für eine solidarische, antikapitalistische und feministische Alternative!