Auf der antifaschistischen Demonstration am 10. Februar 2018 in Bremen-Nord haben wir folgenden Redebeitrag gehalten. Dieser lässt sich hier auch nach hören:
Es reicht schon lange – Nazis in ihrer Komfortzone angreifen!
Nazistrukturen gehören zerschlagen, ob in Bremen-Nord, Bremen-Stadt oder anderswo! Niemand von uns will, dass Menschen Angst haben müssen, von Nazis verprügelt zu werden, wenn sie sich auf der Straße bewegen. Niemand von uns will, dass sich Nazis – egal ob im Wahlkampf oder nicht – auf Marktplätze stellen und ihre menschenfeindliche Hetze verbreiten. Niemand von uns will, dass Nazis Jagd auf all diejenigen machen, die nicht in ihr Weltbild passen. Die Polizei ist dabei weder Freund noch Helfer, deswegen ist antifaschistischer Selbstschutz nötig und richtig!
Nazis geben sich gerne rebellisch gegen diese Gesellschaft. Sie sind es aber nicht. Im Gegenteil, sie sind nur Fans derselben nationalistischen Idee, von deren Umsetzung sie enttäuscht sind. Während alle demokratische Parteien, von AfD bis Linkspartei, die Menschen nach Pass und Nützlichkeit für den Standort sortieren und von Obergrenzen reden, reicht das echten Nazis nicht. Sie wünschen sich eine völkische Blut-und-Boden-Politik. Einig sind sich alle dabei in ihrer Sorge um Deutschland. Für die Nazis ist Volk und Nation ein Selbstzweck ohne wenn-und-aber. Für die Demokrat*innen aber ist die Frage, was am besten für den Standort Deutschland ist, eine komplizierte Rechnung, die lieber dem Rechtsstaat überlassen wird. So kommt es, dass Nazis ihre mörderische Liebe zu Deutschland gerne in die eigenen Fäuste nehmen. Den Demokrat*innen fällt dazu dann nicht viel mehr ein, als sich bunt und weltoffen darüber zu beschweren, dass das ja nun wirklich ganz schrecklich illegal und undemokratisch sei.
Dies bedeutet, dass wir uns – inhaltlich und praktisch – nicht nur gegen Nazis richten dürfen.
Antifaschismus heißt, dass wir die Grundlage ihres Denkens und Handelns, die patriarchal-kapitalistische Gesellschaft, angreifen müssen. Dieser ganze Laden gehört abgeschafft!
Wir haben eine grundsätzliche Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft, an Patriarchat und Kapitalismus. Niemand von uns ist verschont von ihren tagtäglichen Härten und Zumutungen. Wir alle müssen uns im Alltag gegen andere durchsetzen. Die einen im Jobcenter, die anderen auf der Arbeit, in der Uni oder in der Schule. Frauen* haben die doppelte Belastung – es wird von ihnen erwartet zusätzlich zuhause hinterm Herd oder am Wickeltisch zu stehen. So ist ein Tag oft beschissener als der andere.
Statt sich die gesellschaftlichen Zusammenhänge zu erklären, miteinander solidarisch zu sein und sich zusammenzuschließen, lernen wir von klein auf uns in der Konkurrenz gegen andere zu behaupten. Hetze gegen Arme, vermeintlich Faule und Geflüchtete gehören somit zum politischen Mainstream.
Werden ihnen die Folgen des Kapitalismus – Flucht, Niedriglohn, steigende Mieten – deutlich, besinnen sich viele Deutsche auf das, was ihnen schon immer besonders lieb und teuer war: Familie, Volk und Vaterland. Das kotzt uns an!
Da diese Gesellschaft aber nicht vom Himmel gefallen, sondern von Menschen gemacht ist, lässt sie sich auch wieder abschaffen. Eine erfolgreiche langfristige Bekämpfung der Nazis kann nur die Bekämpfung ihrer Ursachen und damit auch der gesamten Verhältnisse in denen wir leben sein. Deswegen wollen wir für eine andere Gesellschaft kämpfen, hierfür müssen wir uns organisieren, denn Solidarität ist stärker als Vaterlandsliebe!
Es bleibt dabei: Gegen die Nation und ihre Fans – in Bremen Nord und überall!