Am Freitagabend, am 20. Dezember, ereignete sich ein Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Ein Mann steuerte sein Auto in die Menschenmenge, tötete fünf Personen und verletzte 200 weitere, einige davon schwer.

Nur zwei Tage später sorgte ein Vorfall in Bremerhaven für Schlagzeilen. Ein 67-jähriger Mann kündigte per TikTok an, am 25. Dezember Menschen auf einem Weihnachtsmarkt zu erstechen – vor allem jene, die „arabisch oder südländisch aussehen“.

Die beiden Ereignisse weisen deutliche Unterschiede auf. Während der Anschlag in Magdeburg mörderische Realität wurde, blieb es in Bremerhaven bei einer Ankündigung. Doch auch die Reaktionen könnten nicht gegensätzlicher sein. Nach dem Anschlag in Magdeburg marschierten bereits am nächsten Tag Nazis durch die Straßen – weitere Demos sind angekündigt. Nationalistische und antimuslimisch-rassistische Parolen dominieren dabei. 

Der Täter von Magdeburg, nach eigener Darstellung ein „islamhassender“ atheistischer AfD-Fan, stammt aus Saudi-Arabien. Genau dieses Detail wird von den Rechten jetzt ausgeschlachtet, um Hass zu schüren. Rechte Medien überbieten sich mit hetzerischen Schlagzeilen, und auch SPD-Innenministerin Nancy Faeser fordert nun biometrische Überwachung und ein neues Bundespolizeigesetz.

Ganz anders die Reaktion in Bremerhaven: Der Mann, der seine Mordpläne öffentlich ankündigte, wurde nach vorläufiger Festnahme wieder freigelassen. Seine Entschuldigung und die Tatsache, dass er vor dem Video Alkohol konsumiert habe, reichten als Begründung aus. Dabei zeigt sein Profil ein langjährig rechtes, rassistisches und sexistisches Weltbild. Understatement statt Empörung und law-and-order Wahlkampf.

Diese unterschiedlichen Reaktionen zeigen: Es geht weniger um Anteilnahme oder Trauer nach dem Anschlag in Magdeburg. Stattdessen nutzen Rechte das Leid der Betroffenen, um ihre Agenda aus Nationalismus und antimuslimischem Rassismus voranzutreiben. Der Täter mit saudischem Pass wird instrumentalisiert, der rechte Hetzer aus Bremerhaven eignet sich dafür weniger. 

Unsere Gedanken sind bei den Überlebenden und Angehörigen der Opfer von Magdeburg.

Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz!