In Bremen-Walle ist Samstagnacht eine Frau ermordet worden. Es ist das 104. dokumentierte Femizid in Deutschland in diesem Jahr. Ein 24-Jähriger hat gegenüber der Polizei angegeben, seine ein Jahr jüngere Schwester umgebracht zu haben. Nach Aussage der Staatsanwaltschaft sei er „nicht mit dem Lebensstil seiner Schwester einverstanden [gewesen] und fühlte sich in seiner Ehre verletzt“.

Ehre ist für viele Männer eine Legitimationsstrategie für ihre patriarchale Machtposition. Sie wird über Religion, Politik und Kultur begründet – und alle sozialen (Nähe)Verhältnisse müssen sich der Ehre unterordnen. Der männliche Herrschaftsanspruch wird dabei zur Totalität und im Zweifel mit mörderischer Gewalt durchgesetzt. Die Ehre ist die Begründung der Tat, anders aber als im rassistischen „Ehrenmord“-Diskurs behauptet, nicht der Grund.

Morde an Frauen durch ihre (Ex)Partner, Brüder, Väter etc. sind Ausdruck dieser patriarchal-kapitalistischen Gesellschaft. Deshalb fordert die feministische Bewegung schon lange, Femizide als eigenen Straftatbestand zu werten. Dass dies kein Zufall ist und wir uns deshalb nicht auf Recht und Gesetz verlassen können, wissen wir schon lange.

Das Recht steht eben nicht neutral über dieser Gesellschaft. Im Gegenteil: gerade mit ihm strukturiert und gewährleistet der bürgerliche Staat sie jeden Tag aufs Neue. Das Patriarchat und seine Femizide werden wir am Ende deshalb auch nicht mit, sondern nur gegen ihn erfolgreich bekämpfen können. Als starke, feministische Bewegung.

Die Morde an Frauen durch ihre (Ex)Partner oder Familienmitglieder sind nur die sichtbare Spitze des Eisbergs patriarchaler Gewalt und Herrschaft über den weiblichen Körper. Durch die Schaffung eines neuen Straftatbestands „Femizid“ wird das Patriarchat nicht aufgehoben, aber es könnte helfen, die Kampfbedingungen wenigstens ein Stückchen zu verbessern, dass es irgendwann endlich heißt: #keinemehr!