Über 500 Personen haben am 10. Dezember 2019 in Bremen am frühen Abend gegen Rassismus und Klassenkampf von oben demonstriert.
Auf der Demonstration haben wir folgenden Redebeitrag gehalten:
Gegen die großen und kleinen Sarrazins und ihre Welt!
In der Havanna Lounge rottet sich der obere Mittelstand zusammen, der sich für Elite hält: Immobilienmaklerinnen und Autohändlerinnen, Abteilungsleiterinnen und Bankangestellte. Es ist die Sorte kleiner Schweine, die uns als Vermieterinnen, Vorgesetzte und Chefs tagtäglich nerven. Diese Leute, die denken, sie hätten ein naturgegebenes Recht auf den größten Teil vom Kuchen, weil sie sich selbst als „schaffende“ Elite sehen, gehört auch zur Kernwählerschaft der AfD. Heute sollte in der Havanna Lounge Thilo Sarrazin auftreten, ein Mann, der diese Leute in ihrem Glauben an ihre Vorrechte bestärkt. Das haben wir erfolgreich verhindert!
Sarrazin ist ein Wegbereiter des Rechtsrucks: Weiße Hetero-Akademiker-Kleinfamilien sollen sich fleißig vermehren, Migrantinnen, Musliminnen und Hartz-IV-Empfänger*innen sind für ihn unnütze Menschen.
Um diese widerliche Gesellschaftsidee zu verbreiten betreibt er allerhand Zahlenspielchen in Spiegel-Bestsellern, aktuell in seinem Buch „Feindliche Übernahme“. Schon der Titel ist eng an der neurechten Vorstellung eines „großen Austauschs“ angelehnt. In dem Buch erklärt er die Gesamtheit der Menschen muslimischen Glaubens zu einer feindlichen Macht, die durch ihre vielen Kinder Deutschland übernehmen würden.
Im Großen und Ganzen treibt den Herrn Sarrazin vor allem immer die Sorge um Deutschland um, schon seit seinem ersten Bestseller „Deutschland schafft sich ab“. Jeder Mensch muss in Sarrazins Welt seine Nützlichkeit für diese verrückte Idee namens Deutschland beweisen.
Wer sich Sorgen um Deutschland macht, der fragt nicht mehr nach Oben und Unten, nach dem gemeinsamen Interesse von Lohnarbeitenden jedweder Herkunft. So kommt in der Havanna Lounge zusammen, was zusammen gehört: Die obere Klasse trifft sich, um mit Sarrazin über nützliche und unnütze Menschen zu sinnieren. Das ist Sozialrassismus.
Wer über Deutschlands Wohl grübelt, kann nicht darüber nachdenken, was hier und jetzt eigentlich scheiße läuft: Rasant steigende Mieten, prekäre Jobs. Ein gesellschaftlich allgegenwärtiger rassistischer Sound, der die Lohnarbeitenden entlang von Kategorien wie Nationalität und Kultur spaltet.
Diesem Deutschland setzen wir nicht nur unseren geballten Hass, sondern auch unsere geballte Solidarität entgegen. Am Arbeitsplatz im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, im nachbarschaftlichen Kampf gegen höhere Mieten und Verdrängung. Indem wir immer wieder aufs Neue jedem Arschloch über den Mund fahren, der seinen rassistischen Dreck zum Besten gibt.
Heute haben wir Thilo Sarrazin vertrieben, aber morgen geht es weiter, gegen die großen und kleinen Sarrazins und ihre Welt.
Für die klassenlose Gesellschaft, für den Kommunismus!