POLITIK IN DER KRISE
«Denn sie wissen nicht: Was tun?»

Der dritte …umsGanze!-Kongress

5.-7. Juli 2013
Technische Universität Berlin

Auf dem dritte Kongress des …umsGanze!-Bündnisses wollen wir mit Dir und Genoss*innen aus anderen Län­dern über die Transformation von Kapitalismus, Staatlichkeit und Politik in der Krise diskutieren. Wie können wir diese Ordnung kippen? Und warum macht sie es uns so schwer?

Ticketverkauf für den Bus zum Kongress (und zurück): Mittwoch, 3.7., 18.30 Uhr bis 19.30 Uhr im Infoladen Bremen.

Überall in Europa kämpfen Lohnabhängige, Arbeitslose und Menschen in Ausbildung gegen die Austeritäts­politik der EU. Auf Straßen und Plätzen experimentieren sie mit direkter Demokratie und streiten über neue Modelle solidarischer Ökonomie. Selbst in Deutschland werden Risse im System sichtbar – durch stadtpoliti­sche Kämpfe, durch den Widerstand von Geflüchteten, durch Krisenproteste und Versuche sie zu kriminali­sieren. Doch auch linke Politik und antikapitalisti­sche Kritik stecken in der Krise. Zwar haben sich die Zukunftsversprechen des Neoliberalismus und des Nationalstaats erledigt. Aber echte Alternativen scheinen noch viel utopischer. Die EU wankt, und kann doch problem­los ihre marktradikale Regierungslogik durchset­zen. Die Illusion eines staatlich gezähmten Kapitalismus mit menschlichem Antlitz hat Konjunktur. Rassismus und Sozialchauvinis­mus stehen in voller Blüte, reaktionäre Krisendeutungen sind weit verbreitet, traditionelle Geschlechterrollen erleben eine Renaissance.

Was also tun? 
Wie können wir die Lücke zwischen radikaler Kritik und politischer Praxis schließen? Oder besser gefragt: Wie muss eine radikale Kritik formuliert und praktisch organisiert werden, die Kapitalis­mus und Staat ernsthaft überwinden will? Wie können wir ideologische Krisendeutungen aushebeln, die die Schuld bei “Bankern” oder “Pleitegriechen” suchen, statt in den Systemzwängen der kapitalistischen Ord­nung? Und zwar unter den erschwerten Bedingungen einer Nation, die auch noch stolz ist auf Sozialabbau, Lohnverzicht und brutalen Verdrängungswettbewerb. Es stimmt: Der Kapitalismus selbst ist die Krise. Aber wie machen wir diese Einsicht praktisch und gefährlich, im Kampf gegen Leistungsdruck und Auslese an Schulen und Unis; ge­gen die Lohnarbeit und die Konkurrenz der Lohnabhängigen unter einander; gegen das Hartz-IV-Regime und die Anmaßungen der Jobcenter; gegen die Befriedungspolitik der Gewerkschaften; gegen Verdrängung in den Städten; gegen alltäglichen und institutionellen Rassismus; gegen das deutsch-europäische Grenz- und Abschieberegime; gegen Standortnatio­nalismus; gegen die Krisenpolitik der deutschen Regierung und der Troika?

Auf vier Podien wollen wir die großen Linien von Krise, Ideologie und Widerstand herausarbeiten. (1) Die aktuel­le Austeritätspolitik hat drastische Folgen, vor allem in Südeuropa. Aber stimmt die These von der “autoritär­en Formierung” des Neoliberalismus, oder unterschätzt sie die Bindekräfte und damit die Stabilität der kapi­talistischen Demokratie? (2) Reaktionäre Ideo­logien haben in der Krise großen Zulauf. Aber wie genau spie­len Rassismus, Sozialchauvinismus, Sexismus, Reproduktionskrise und Migrationsregime ineinander? (3) Die Krise, so scheint es, hat eine stillgestellte Geschichte wieder aufgesprengt. Der Arabische Frühling, Sozialpro­teste in vielen Industriestaaten und Riots in kapitalistischen Metropolen stehen für die Er­schütterung eines globalen Ordnungsmodells. Was kann emanzipatorische Politik aus diesen Entwicklungen lernen? (4) Radikale Linke in Polen, Italien und Griechenland haben einige Erfahrungen in den Krisenprotesten gesammelt und sich gegen rassistische und nationalistische Bewegungen gestellt. Welche Schlüsse ziehen sie heute daraus? Und wie können wir unsere Kritik und unseren Widerstand transnational organisieren?

Zwischen diesen Podien gibt es viele Workshops, in denen wir einzelne Themen und Probleme ausführlicher besprechen wollen. Diese Workshops bilden den eigentlichen Schwerpunkt des Kongresses. Hier gibt es für alle reichlich Gelegenheit, eigene Erfahrungen und Analysen zur Diskussion zu stellen. Wir haben Einführun­gen in Kapitalismuskritik und Krisentheorie organisiert, wollen klären wo der Klassenkampf abgeblieben ist, fragen nach Geschlechterverhältnissen in der Krise, nach der Ökonomie der Überflüssigen, nach Widersprü­chen der Demokratie und nach Perspektiven antirassistischer Arbeit. Und nach vielem mehr.

Parallel zu den Workshops laufen Kunstgespräche und ein Krisenkino. Denn mit den ökonomischen und politischen Verwerfungen ist auch die symbolische Ordnung von Staat und Kapital durcheinander geraten. Wo sind neue Räume entstanden, wo neue Hin­dernisse? Wie gelingt es der Herrschaft, sich immer wieder selbst am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen? Wo ist unsere Schere? Und was passiert da auf dem Ernst-Reuter-Platz?!

Alles Quark? Dann komm vorbei und lass uns streiten!

Mit dabei sind Bini Adamczak, Antifa NT, Alpha Kappa, Moritz Altenried, AZE, Roger Behrens, Alice Creischer/Andreas Siekmann, Jutta Ditfurth, die Freundinnen und Freunde der klassenlo­sen Gesellschaft, Sophie Goltz, Michael Heinrich, John Kanankulam, Plan C, Rosa Perutz, Katharina Pühl, Jo­hannes Paul Raether, Thomas Sablowski, Roswita Scholz, Frieder Otto Wolf, natürlich die komplette …umsGanze!-Bande und viele mehr.

Das Kongressgelände ist barrierefrei. Fürs leibli­che Wohl ist gesorgt, abends wird getanzt, es gibt eine Schlafplatzbörse, und sogar die Kinderbetreuung übernehmen wir.

Kontakt: kongress@umsganze.org
Kinderbetreuung: kinderbetreuung@umsganze.org
Schlafplätze: pennen@umsganze.org

SO, WIE ES IST, BLEIBT ES NICHT – Zu Arbeit und Krise
Der zweite …umsGanze!-Kongress in Bochum (2010)
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NO WAY OUT? – Postoperaismus und Wertkritik
Der erste …umsGanze!-Kongress in Frankfurt (2007)
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