Am 1. Mai werden hunderte Nazis versuchen, durch Bremen zu marschieren. Als wäre das nicht schon scheiße genug, heißt es schließlich auch noch jeden Tag: Lohnarbeiten gehen, zum Amt rennen, kochen und putzen und all den anderen Mist, den mensch so machen muss.
…no way out?
Nazis stehen nur auf dem ersten Blick im Gegensatz zu Staat und Kapital, in Wirklichkeit sind sie aber ihre radikalen Fans. Was die Nazis an der demokratischen Politik stört, ist nicht ihr nationaler Zweck, sondern seine mangelnde Durchsetzung.
Aus ihrer Sorge um Deutschland ziehen sie ganz andere Schlüsse. Während der demokratische Staat beispielweise Ausländer_innen nach Nützlichkeit sortiert, haben Nazis bereits ein ganz grundsätzliches Problem mit dieser Versündigung an der nationalen Sache: Sie lehnen von ihnen als undeutsch definierte Arbeitskräfte generell ab. Dieses wird von einigen von ihnen als Einladung für die direkte und schlagkräftige Verwirklichung dieser Vorstellungen gesehen.
So sind sie zwar real gefährlich, aber in der aktuellen gesellschaftlichen Situation stellen sich Staat, Nation und Kapital im Normalvollzug als viel wirkmächtiger und gefährlicher dar. Das System von Erpressung und Ausbeutung, Herrschaft und Gewalt ist es, dass uns tagtäglich das Leben unerträglich macht – und das nicht nur möglicherweise, sondern garantiert.
Wer ist eigentlich dieser Bremen?
Am 1. Mai ist auch die offizielle Politik in Gestalt der verschiedenen Parteien wieder mit dabei. Bestenfalls reden sie, also GRÜNE, SPD, „Linke“, etc. von Zivilcourage und Toleranz, schlimmstenfalls geht es um „unsere“ historische Verantwortung. Aber eines eint sie alle: Sie sprechen im Namen der Nation. Ausgerechnet „unser Bremen“ oder „Deutschland“, soll nun gegen die Nazis verteidigt und in Stellung gebracht werden. Aber was ist dran am Gerede von der Nation, dass immer dann besonders laut wird, wenn mal wieder materielle Verschlechterungen geplant sind? Das große „wir“, dass da behauptet wird wischt damit weg, dass es in diesem Land, und nicht nur in diesem Land, Leute gibt, die arbeiten und Leute, die arbeiten lassen, die Lebensmittel, Möbel und ähnliches besitzen und Leute, die sie kaufen müssen, Mieter_innen und Vermieter_innen, etc.. Also all jene Unterschiede, die eigentlich eine zentrale Rolle spielen sollten, wenn es um die Frage geht, mit wem mensch sich warum zusammenschließt. Dabei ist dieses große „wir“ zwar real, es wird schließlich vom Staat mit Gewalt durchgesetzt, eine vernünftige Grundlage hat es aber nicht.
„Euch die Macht und uns die Nacht“ – Skeptiker
Dass wir, d.h. die von Lohnarbeit Abhängigen, mit den Interessen der Kapitalistenklasse wenig gemeinsam haben, zeigt sich uns tagtäglich.
Um etwas Leben, also Essen, Schlafen, Trinken zu können, brauchen wir in dieser Gesellschaft Geld. Ohne Geld geht hier nämlich gar nichts, dafür sorgt der Staat schon mit seinem Gewaltmonopol. Das bedeutet, dass wir von allen nötigen und schönen Dingen ausgeschlossen sind – egal wie sehr wir sie brauchen. Es sei denn, wir haben Geld. Geld ist nämlich kein praktisches Austauschmittel, sondern vor allem Verfügungsmacht: Macht über anderer Leute Reichtum, der in dieser Gesellschaft qua Rechtsordnung ihr Eigentum ist. Nun liegt es aber in der Sache begründet, dass das Geld nicht auf Bäumen wächst. Deshalb müssen wir das Einzige zum Verkauf gegen ein bisschen Lohn anbieten, was wir haben – unsere Arbeitskraft.
Dieser für uns ziemlich kotzige Umstand ist aber für die Kapitalistenklasse überhaupt erst die Voraussetzung für ihren Gewinn und Profit, indem sie unsere Arbeitskraft für sie möglichst günstig vernutzen kann. Gelingt es uns aber nicht, einen Job zu ergattern, bleibt nichts anderes übrig, als den Staat um ein bisschen Geld anzubetteln. Ziemlich scheiße das – oder?
„Communism stole my virginity…“ Classless Kulla
Was wir wollen, ist nicht die DDR. Der „Realsozialismus“ war ein falscher Versuch der Überwindung des Elends der kapitalistischen Verhältnisse und wurde in Konsequenz blutig gegen die Menschen durchgesetzt. Beispielhaft dafür sind das Archipel Gulag und die „Mauer“. Was wir dagegen wollen, ist eine Gesellschaft, in der der Mensch der Zweck, und nicht Mittel für den Profit ist. Also eine Gesellschaft, in der die Leute sich zusammentun, um ein schönes Leben für alle wirklich werden zu lassen. Eine solche Gesellschaft aber wird nicht alleine entstehen. Dazu braucht es Leute, die unsere Kritik teilen und mit denen wir gemeinsam diesen Laden weghauen können, um endlich in einer Welt leben zu können, in der alle ohne Angst unterschiedlich sein können.
… the whole fucking bakery
Am 1. Mai gibt es nichts zu feiern und auf eine „Volksfront gegen Rechts“ mit denen Leuten, die am nächsten Tag wieder Politik für Deutschland, das heißt gegen uns, machen, haben wir wenig Lust. Sicher, Nazis sind gefährlich, müssten eigentlich verhauen, vertrieben, gestoppt werden – aber eben nicht um jeden Preis. Unser Feind, dass sind Staat und Demokratie, Lohnarbeit und Kapital und die ganze andere Scheiße, die ein Angriff auf das schöne Leben sind.
Deshalb rufen wir auf am 30.4.2011 in Bremen auf die Straße zu gehen – mit allem was wir haben gegen Deutschland!