Unser Redebeitrag / Grußwort für die Demonstration „Don‘t stop moving – Rassismus bekämpfen, Nazistrukturen zerschlagen“ am 14. September 2013 in Osnabrück.
Als Audio:
Als Text:
Liebe Genoss*innen, liebe Freund*innen in Osnabrück!
Nazistrukturen gehören zerschlagen, ob in Osnabrück, Bremen oder anderswo! Niemand von uns will, dass Menschen Angst haben müssen, von Nazis verprügelt zu werden, wenn sie in eine Disko gehen. Niemand von uns will, dass sich Nazis – egal ob im Wahlkampf oder nicht – auf Marktplätze stellen und ihre menschenverachtende Hetze verbreiten. Niemand von uns will, dass Antifaschist*innen, Migrant*innen oder Queers von Nazis gejagt und angegriffen werden. Deswegen ist antifaschistischer Selbstschutz nötig und richtig!
Antifaschismus bedeutet aber auch, dass nicht nur die Nazis angegriffen werden müssen. Antifaschismus bedeutet, dass wir die Brutstätte ihrer Ideologie, die demokratische-kapitalistische Gesellschaft, angreifen müssen! Der ganze Laden gehört abgeschafft, damit Faschismus keine Chance mehr hat! Konsequenter Antifaschismus darf deshalb auch nicht an den Grenzen des Bürgerlichen Gesetzbuches Halt machen.
Unser Antifaschismus folgt aus der grundsätzlichen Kritik der bürgerlichen Gesellschaft, dem Kapitalismus und seiner hier aktuellen Herrschaftsform, der Demokratie.
Niemand von uns ist verschont von der tagtäglichen Härte und den Zumutungen der kapitalistischen Gesellschaft. Wir alle müssen uns im alltäglichen Hauen und Stechen gegen andere durchsetzen. Die einen im Jobcenter, die anderen hinter der Supermarktkasse, in der Uni oder in der Schule. Mache haben sogar die doppelte Arschkarte gezogen, und müssen zusätzlich noch Zuhause am Herd oder hinterm Wickeltisch stehen. Nur so schaffen wir es, halbwegs hier durch zu kommen.
Dabei muss die Mehrzahl der Leute versuchen ihre Arbeitskraft gegen Lohn zu verkaufen, weil sie nichts anderes besitzen, während einige von eben dieser Ausbeutung leben.
In dieser Gesellschaft, in der formell alle Menschen frei und gleich vor dem Gesetz sind, sichert der Staat das Privateigentum und zementiert durch sein Gewaltmonopol auch noch diese materielle Ungleichheit. Neben dieser Ungleichheit sortiert der Staat seine potentiellen Insass*innen nach Nützlichkeit: Nur die, die einen wirtschaftlichen und politischen Nutzen versprechen, sind hier gern gesehen. Die anderen kommen gar nicht erst hinein in die Festung Europa. Haben sie es doch geschafft, sehen sie sich einer permanenten Hetze und Hatz des Staates und seiner Fans, sowohl den demokratischen als auch den faschistischen, ausgesetzt.
Nach den Pogromen Anfang der 90er Jahre in Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen und Hoyerswerda gab es einen breiten gesellschaftlichen Aufschrei. Inhalt dieses Aufschreis war jedoch, dass es nicht demokratisch wäre Jagd auf Menschen zu machen und sie zu töten. Die Kritik bezog sich also vor allem auf die Wahl der Mittel: Überzeugte demokratische Deutsche teilen nämlich das vom Staat angelegte Nützlichkeitskriterium an all jene, die nicht im Besitz eines deutschen Passes sind. Nazis dagegen sehen diese Nützlichkeitserwägung schon immer als eine Art Versündigung an ihrem Ideal einer rassistisch, antisemitisch und völkisch reinen deutschen Nation. Dabei sind die Übergänge zwischen beidem fließend und so es ist nicht verwunderlich, dass Nazis immer wieder auch Zuspruch aus großen Teilen der demokratischen Öffentlichkeit erfahren.
Nicht durch Zufall haben es deshalb die antifaschistischen Strukturen zum Beispiel in ländlichen Regionen so schwer: Denn wenn sie sich gegen die aggressiv, einschüchternden, und gewalttätig auftretenden Nazis zu Wehr setzen, sind sie nicht selten diejenigen, die staatlich angegangen werden. Nazis und Demokrat_innen teilen eben den Zweck, Deutschland möglichst gut voran zu bringen, nur im „wie“ unterscheiden sie sich. Linksradikale Antifas stören da beide.
Es bleibt aber dabei, wer keine Kritik am Kapitalismus und seiner Demokratie übt, der*die wird eine freie Gesellschaft nie erreichen. Ein gutes Leben für alle erreichen wir nur, wenn wir antikapitalistisch und antifaschistisch kämpfen!
Wenn wir also konsequent gegen Nazis, Alltags- und Staatsrassismus vorgehen und ein schönes Leben für alle wollen, müssen wir das selber in die Hand nehmen!
Gegen diesen rassistischen Normalzustand heißt es, sich emanzipatorisch und antifaschistisch zu organisieren und zu vernetzen!
Nazis bekämpfen!
Endlich den Kapitalismus abschaffen!
Für den Kommunismus!