Die Männerbünde der Deutschen Burschenschaft gehören zerschlagen!
 (2014)

Am 14. Juni 2014 fand in Eisenach eine Demonstration gegen den dortigen Burschentag statt. Wir hielten dort folgenden Redebeitrag:

Die Nazi-Männerbünde der Deutschen Burschenschaft gehören zerschlagen!

Als 1991 das erste Mal seit der Einverleibung der DDR durch die BRD wieder ein Burschentag der Deutschen Burschenschaft in Eisenach am Fuße der Wartburg statt fand, faselten Burschenschafter von einen beginnenden Schulterschluss mit den „deutschen Ostgebieten“. Letzteres bezog sich auf Landstriche jenseits der heutigen Grenzen der Bundesrepublik. Gemeint sind die Grenzen vor 1945. Der propagierte völkische Nationalismus der Deutschen Burschenschaft meint eine natürlich gegebene Einheit und Überlegenheit eines angeblichen deutschen Volkes. Diese deutsch-völkische Ideologie steht dabei historisch in Kontinuität: So taten sich die Burschenschaften als Deutsche Burschenschaft zusammen, die aus den Kämpfen der deutschen Fürstentümer gegen das napoleonische Frankreich hervorgingen. Dieses rassistisch begründete Verständnis von Nation und die völkische, “deutsche Ideologie”, die die Deutsche Burschenschaft auch heute noch explizit vertritt, wurden schon in ihrer Gründungsphase vertreten und sind damit bis heute angelegt. Dies ging stets mit antisemitischen, antiziganistischen und antikommunistischen Ansichten einher. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Deutsche Burschenschaft nach 1933 wohlwollend im Nationalsozialismus aufging.
Nicht nur völkischer Nationalismus sondern auch patriarchales Denken und Handeln hat aber Kontinuität in diesem Verband. Es handelt sich um ein dezidiert heterosexistischen Männerbund. Frauen werden aus der Burschenschaft ausgeschlossen, sie sollen sich ihrer natürlich vorbestimmten und zugewiesenen Rolle als Hausfrau und Versorgerin der deutsche Nation fügen. Männer werden als per se Hetero definiert, sollen nicht miteinander knutschen sondern eifrig Kopf und Hintern für die autoritäre Gemeinschaft hinhalten. Andere Formen von Sexualität und Identität werden ausgegrenzt und sanktioniert. Dieses Denken und Handeln muss konsequent angegriffen werden! Kurt Tucholsky schließlich bringt es auf den Punkt was wir von der Deutschen Burschenschaft halten:

„Verbindungen sind ein Haufen verhetzter, irregeleiteter, mäßig gebildeter, versoffener und farbentragender junger Deutscher.“

Etwas besseres als die Nation und die Geschlechterverhältnisse!

Die völkischen Kartoffeln heute hier in Eisenach, auf der Wartburg und auf dem Burschenschafter-Denkmal, versuchen die ohnehin schon herrschenden kapitalistischen und patriarchalen Verhältnisse noch weiter zu radikalisieren: Während sie mit glühenden Augen die erste Strophe des Deutschlandliedes trällern, stimmt sich gleichzeitig der Großteil der Gesellschaft auf „Schwarz-Rot-Geil“ – beispielsweise bei der anstehenden Männer-WM – ein. Doch das ändert natürlich auch nichts an unser aller alltägliche Ohnmacht und Ausbeutung in den Mühlen von Staat, Lohnarbeit und Patriarchat – im Gegenteil! Die Identifikation mit dem nationalen „Wir“ ist nur ein sich selbst schadender Umgang mit dem alltäglichen Hauen und Stechen: Ob im Jobcenter, bei der Arbeit oder in der Schule. Die Nation ist der Kitt der diese Gesellschaft zusammenhält. Dabei stärkt sich die Nation durch die Schaffung von Feind_innen. Feindlich sind all diejenigen die als Schädlinge am „eigenen“ Volk, am Staat und der Nation gelten, wie beispielsweise Erwerbslose, Asylbewerber_innen aber auch ausländische Unternehmen zum Beispiel. Rassistische und antisemitische Denkmuster und Handlungen können Ausdruck und Beispiele hierfür sein. Jede Vorstellung von einer Nation geht davon aus, dass bestimmte Leute als Kollektiv, egal wie begründet, zusammengehören: Als Nation eben. Diese nationale Zusammengehörigkeit soll dann angeblich bereits vor dem Staat da gewesen sein. In Wirklichkeit ist es aber genau umgekehrt: Der Staat entscheidet wer Mitglied seiner Nation und damit Staatsbürger_in ist. Damit entlarvt sich die Geschichte von Volk und Nation nicht nur als historischen Unfug sondern bringt auch ihren Inhalt auf den Punkt: Die vom Staat durchgesetzte Zwangsgemeinschaft des kapitalistischen Standortes. So wird deutlich, bei aller historischen Singularität und eliminatorischer Folge für Millionen von Menschen, der deutsche Nationalismus ist auch in seinem Normalbetrieb bereits so schädlich für uns alle, dass er allein deswegen bereits abgeschafft gehört!

Ähnlich wie bei der Konstruktion von Nation ist die eines bestimmten Geschlechterverhältnisses zum fundamentalen Bestandteil des bürgerlichen Ichs geworden, die Trennung von Öffentlichkeit und Privat durchzieht und strukturiert diese Gesellschaft. Dabei ist die bürgerlich-patriarchale heterosexuelle Kleinfamilie als kleinste Einheit und “Keimzelle” gedacht. In dieser findet unter anderem die Vermittlung statt, wie ein Mann und eine Frau zu sein hat. Schließlich werden die sexistischen Strukturen in dieser Gesellschaft gelernt und finden ihren Ausdruck in Sprache und Handlungen. Unbezahlte Hausarbeit, die Pflege und die Sorgearbeit wird größtenteils Frauen zugeschrieben und von ihnen verrichtet. Darüber hinaus greift der Staat durch den §218 auf die Frauenkörper zu indem er bestimmt, wann eine Schwangerschaft abgebrochen werden darf und wann nicht.
Da es also notwendig und wichtig ist gegen Burschenschaften anzugehen, hat das auch unser Freund und Genosse Josef dieses Jahr in Wien getan und demonstrierte gegen den dortigen Akademikerball. Seit Februar sitz er nun deswegen in Österreich im Knast . Deswegen sagen wir:

“Solidarität mit Josef! Wir verlangen seine sofortige Freilassung!”

Es bleibt dabei…

Wir wollen eine Gesellschaft die frei von herrschaftlichen Zwängen und Ausbeutung ist, in der wir alle selbstbestimmt und entsprechend unserer Bedürfnisse leben können. Und das geht nur ohne Staat, Nation, Kapital, Lohnarbeit und Patriarchat. Daher rufen wir auch auf, euch an den antinationalen Protesten rund um den 03.Oktober in Hannover zu beteiligen. Denn die Feier der Nation ist ein Angriff auf das schöne Leben und ein Hohn gegenüber der Gesellschaft, wie wir sie uns vorstellen.
Für das schöne Leben für Alle weltweit! Für den Kommunismus!