Redebeitrag der Basisgruppe Antifaschismus auf der antinationalen Demonstration gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 3.10.2014 in Hannover.
Heute ist bundesdeutscher Nationalfeiertag. Also ein Tag, indem mal wieder das nationale Zwangskollektiv beschworen werden soll. Ein Tag an dem vergessen gemacht werden soll, dass der Kapitalismus eine erbarmungslose Konkurenzgesellschaft ist. Das zeigt sich Beispielsweise im Jobcenter, in der Ausbildung, in der Schule oder in privaten Beziehungen. Hierbei ist die Nation der Kitt der diese Gesellschaft zusammenhält. Dabei stärkt sich die Nation durch die Schaffung von Feindbildern. Feindlich sind all diejenigen die als Schädlinge am „eigenen“ Volk, am Staat und der Nation gelten, wie beispielsweise Erwerbslose, Asylbewerber*innen aber auch ausländische Unternehmen zum Beispiel.
Nationalismus erzeugt immer ein Innen und Außen, schliesst also Menschen aus dem nationalen Kollektiv aus. Ausdruck hiervon ist zurzeit der Rassismus und Sozialchauvinismus in Bezug auf die Einwanderung von Geflüchteten z.B. aus den Staaten Osteuropas.
Am heutigen Feiertag sollen „Wir“ vom nationalen Patriotismus und dem scheinbaren Bewusstsein, alle säßen in einem Boot, besoffen gemacht werden. Wir sollen vergessen was dieser sogenannte Nationalstolz ist: Die Unterordnung der Einzelnen unter die Sachzwänge des Staates.
Deutschland das ist nicht abstrakt, sondern Alltag!
Nicht nur hat Deutschland die Warengesellschaft und die Lohnarbeit ins Recht gesetzt, sondern auch patriarchale Strukturen. So verfügt der Staat mit dem Antiabtreibungsparagraphen 218 über die Frauenkörper. Der Staat bestimmt schließlich, wann eine Schwangerschaft abgebrochen werden darf und wann nicht. In der bürgerlich-patriarchalen heterosexuelle Kleinfamilie richten sich Männer und Frauen über die Arbeitsteilung auch psychisch zu. In der Regel geschieht das zum Vorteil der Männer und auf Kosten von Frauen. Diese werden mit der Hausarbeit und der Pflegearbeit alleine gelassen. Wenn die Gleichstellung von Männern und Frauen über so genannte geschlechtsneutrale Gesetze angestrebt wird, so ändert das nur wenig an den erlernten Rollenmustern und eingespielten Verhaltensweisen. Eine wirkliche Veränderung des Geschlechterverhältnisses gibt es nur, wenn wir es praktisch anpacken, unser Leben und die gesellschaftlichen Bedingungen können nur wir selber verändern!
Einer der fundamentalen Bestandteile dieser Gesellschaft ist die Trennung von Öffentlichkeit und Privat. Diese Trennung geht einher mit einer geschlechtlicher Zuteilung und damit in Folge einer gesellschaftlichen Auf- und Abwertung: Das öffentliche, politische für die Männer und das Private für die Frauen. So ist es nicht verwunderlich das unbezahlte Hausarbeit, die Pflege und die Sorgearbeit, größtenteils Frauen zugeschrieben und von ihnen verrichtet wird. Die gesellschaftlich weit verbreitete Ansicht, die sogenannte Gleichberechtigung sei erreicht und der Feminismus in Folge veraltet, ist blanker Hohn.
Heute gibt’s nix zu feiern – Denn wir sind nicht Deutschland!
Wir wollen diese patriarchalen und kapitalistischen Verhältnisse fallen sehen. Denn ein schönes Leben, dass geht eben nur ohne Staat, Nation, Kapital und Patriarchat.
Den Redebeitrag als Flyer zum Ausdrucken:
Hier.