Gewalt von Männern gegen Frauen und Queers ist kein Zufall, sondern gesellschaftlich verankert. Femizide, Gewalt und Grenzüberschreitungen sind keine Ausnahmen, sondern das alltägliche, oft stillschweigend akzeptierte Ergebnis des Patriarchats. Unsere Gesellschaft teilt Menschen in die Kategorien Frauen und Männer ein – und schreibt männliche Dominanz dabei von Grund auf fest. Diese Struktur ist die Grundlage für alltägliche patriarchale Gewalt. Sie geht nicht nur auf rechte oder konservative Ideologien zurück, sondern ist fest mit dem Kapitalismus verbunden, sie strukturiert ihn. 

Kapitalismus, wie wir ihn kennen, funktioniert nur, weil Reproduktionsarbeit – also Haushalt, Kinderbetreuung und Versorgung – überwiegend von Frauen übernommen wird, oft unbezahlt. Diese Ungleichheit ist kein Nebeneffekt, sondern ein zentraler Bestandteil des Systems, der die besondere Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen organisiert. 

Wie viel Gewalt gegen Frauen und Queers als „akzeptabel“ gilt, hat sich im Lauf der Zeit durch feministische Bewegungen verändert. Jede Verbesserung musste jedoch erkämpft werden – denn warum sollten jene, die vom patriarchalen Kapitalismus profitieren, etwas ändern, das ihnen nützt? 

Dies wird besonders deutlich, wenn man die Reaktionen auf Gewalt vergleicht: Nach dem Anschlag von Solingen, bei dem ein islamistischer Mann mehrere Menschen tötete, erregte die Tat breite Empörung. Doch die alltägliche Gewalt gegen Frauen wird oft ignoriert – es sei denn, sie passt in rassistische oder nationalistische Erzählungen. 

Ein erschreckendes Beispiel für Antifeminismus liefert die Debatte über #YourBodyMyChoice aus den USA, wo Männer offen fordern, wieder über Frauenkörper bestimmen zu dürfen. Diese Hetze ist mehr als bloße Provokation – sie kündigt männliche Gewalt an. 

Ohne patriarchale Gewalt und Antifeminismus ist der aktuelle Rechtsruck nicht denkbar. Und umgekehrt gilt: Ein wirksamer Kampf gegen den Rechtsruck, gegen Sozialabbau, Niedriglöhne und steigende Mieten ist ohne Feminismus nicht möglich. Antifaschismus und Antikapitalismus müssen feministisch sein – oder sie bleiben unvollständig.