In Bremen-Walle hat ein 24jähriger am 9. Dezember letzten Jahres an ihrem Geburtstag seine Schwester umgebracht. Sie ist 23 Jahre alt geworden. Nach der Tat rief er selber die Polizei an. Seine Tasche für den Knast hatte er da schon gepackt, eine Art Abschiedsbrief geschrieben. Darin stand: „Ich habe nichts zu verlieren außer meiner Ehre. Meine Schwester versucht, eine Schlampe zu sein.“. Das Landgericht Bremen hat ihn heute zu lebenslanger Haft verurteilt.
Ehre ist für viele Männer eine Legitimationsstrategie für ihre patriarchale Machtposition. Sie wird über Religion, Politik und Kultur begründet – und alle sozialen (Nähe)Verhältnisse müssen sich der Ehre unterordnen. Der männliche Herrschaftsanspruch wird dabei zur Totalität und im Zweifel mit mörderischer Gewalt durchgesetzt. Die Ehre ist die Begründung der Tat, anders aber als zum Beispiel im rassistischen „Ehrenmord“-Diskurs behauptet, nicht der Grund. Morde an Frauen durch ihre Brüder, (Ex)Partner, etc. sind Ausdruck dieser patriarchal-kapitalistischen Gesellschaft. Die feministische Bewegung fordert deswegen schon lange, Femizide als eigenen Straftatbestand zu werten. Dass wir uns aber nicht auf Recht und Gesetz verlassen können, wissen wir auch schon mind. so lange, wie es Femizide gibt.
Das Recht steht eben nicht neutral über der Gesellschaft. Im Gegenteil: gerade mit ihm strukturiert und gewährleistet der bürgerliche Staat sie jeden Tag aufs Neue. Das Patriarchat und seine Femizide werden wir am Ende deshalb auch nicht mit, sondern nur gegen ihn erfolgreich bekämpfen können. Als starke, feministische Bewegung.
Die Morde an Frauen durch ihre (Ex)Partner oder Familienmitglieder sind nur die sichtbare Spitze des Eisbergs patriarchaler Gewalt und Herrschaft über den weiblichen Körper. Durch die Schaffung eines neuen Straftatbestands „Femizid“ wird das Patriarchat nicht aufgehoben, aber es könnte helfen, die Kampfbedingungen wenigstens ein Stückchen zu verbessern. So dass es irgendwann endlich heißt: #keinemehr!