Es ist einer der größten kollektiv geführten sozialen Kämpfe: die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Sie betreffen über 2,5 Millionen Menschen, die in medizinischen Berufen, an Schulen, in der Verwaltung, im Nahverkehr und vielen anderen Bereichen arbeiten. Am Freitag haben die Verhandlungen begonnen.

Ver.di fordert nicht nur eine Gehaltserhöhung von mindestens 350 Euro monatlich, sondern auch mehr Zeit: drei zusätzliche freie Tage. Die sogenannte Arbeitgeberseite – hier der Staat als Unternehmer – lehnte dies sofort, fast ritualisiert, ab. Bereits im Vorfeld hatte der Bremer Ver.di-Geschäftsführer gewarnt und mit Streiks gedroht. In Bremen könnten dabei auch die Beschäftigten der BSAG Teil der Bewegung werden.

Die Forderungen der Gewerkschaft sind richtig. Angesichts von Inflation und Preiserhöhungen verlangen sie nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeit ohne Lohnarbeit. Besonders interessant ist die Idee eines “Meine-Zeit-Kontos”, mit dem Beschäftigte ihre Arbeitszeit selbst verwalten können – ein Ansatz, der in Richtung betriebliche Selbstverwaltung weitergedacht werden kann.

Bemerkenswert ist zudem, dass die Forderungen praktisch gegen die Wahlprogramme fast aller Parteien stehen. Während die SPD von der nationalen Gemeinschaft träumt und CDU, AfD und FDP die Löhne nie niedrig und Arbeitsbedingungen nie furchtbar genug sein können, kämpfen die Kolleg*innen nicht nur für sich selbst. Sie räumen mit dem Geschwätz vom angeblich gemeinsamen nationalen Interesse auf und formulieren eine solidarische Alternative. 

Die Tarifauseinandersetzungen sind deswegen auch praktischer Antifaschismus: Wem es gelingt, ausgehend von der eigenen Positionierung nicht nur dieser entsprechenden Forderungen aufzustellen, sondern auch die soziale Lage von sich und vielen anderen damit zu verbessern, der macht jeden Rechtsruck überflüssig. 

Wer sich heute die antifaschistische Frage „Was tun?“ stellt, findet hier die Antwort: Unterstützt die kämpfenden Kolleg*innen. Antifa heißt (auch) Arbeitskampf!