In Syke bei Bremen haben am 13. Februar 2021 bis zu 200 Personen gegen Rechts demonstriert. Ca. 100 allein waren dem Aufruf der Jugendantifa Syke gefolgt und hatten einen linksradikalen Block gebildet. Anlass war der Jahrestag des rechten Brandanschlags auf das Restaurant „Martini“ in Syke. Einen Tag vor der Demonstration waren die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Verden eingestellt worden. Die Demo führte durch Syke und bildete zum Schluss ein symbolisches Schutzschild rund um das „Martini“. Wir haben folgenden Redebeitrag gehalten:

Wir von der Basisgruppe Antifaschismus aus Bremen grüßen euch, die Teilnehmer*innen der heutigen Demonstration zum Gedenken an den rechten Brandanschlag vor einem Jahr hier in Syke.Für uns als radikale Linke ist klar: Rechte Strukturen gehören zerschlagen! Warum? Niemand von uns will, dass Menschen Angst haben müssen, von Nazis verprügelt zu werden, wenn sie auf der Straße sind. Niemand von uns will, dass sich Nazis – egal ob im Wahlkampf oder nicht – auf Marktplätze stellen und ihre menschenfeindliche Hetze verbreiten. Niemand von uns will, dass Nazis Jagd auf all diejenigen machen, die nicht in ihr Weltbild passen. Dass rechtes Denken in Taten mündet wissen wir nicht nur seit der Selbstenttarnung des NSU. Der Brandanschlag in Syke reiht sich in ein allgemeines Klima von rechter Gewalt und Terror. Erinnern wir uns: Kassel, Halle, Hanau! Aber auch lokal, z.b in Bremen, wurde vor ziemlich genau einem Jahr ein Feuer im Jugendhaus Friese im Bremer Steintorviertel gelegt – und alles deutet auf rechte Täter*innen hin, die alternative und linke Kultur angreifen, einschüchtern und vernichten wollten. Dem müssen wir endlich ein Ende setzen!

Wie man in Hanau, Halle, Kassel und auch in Syke deutlich sehen kann, ist die Polizei dabei aber weder “Freund noch Helfer”, sie ist teil des Problems. Deswegen ist antifaschistischer Selbstschutz so nötig wie richtig! Wenn Antifaschist*innen rechte Strukturen aufdecken, aufklären und sich ihnen praktisch entgegenstellen, ist das richtig und darf nicht erst nach der rechtstaatlichen Erlaubnis fragen. Die aktuelle Diskussion der niedersächsischen Landesregierung über ein Verbot der „Antifa“ ist deswegen auch so brandgefährlich und wird von uns als ein Einschüchterungsversuch in Richtung linker, antifaschistischer Opposition gewertet. Gerade eine ländlichen Kleinstadt wie Syke braucht engagierte Antifaschist*innen. Allen, die die rechten Strukturen und Angriffe in Syke nicht ernst nehmen, weil sie vielleicht selber nicht ganz oben auf der Hass-Liste der Nazis stehen, sagen wir: Die Gefahr durch Nazis ist real. Und sie zu ignorieren wird sie nicht kleiner machen – im Gegenteil! Doch wir werden uns nicht einschüchtern lassen!

Nicht nur, sondern gerade in dieser Pandemie, dürfen wir die Antworten auf die sozialen Widersprüche nicht den Rechten, den antisemitischen Verschwörungstheoretiker*innen und Antifeministen überlassen. Diese Pandemie betrifft und schlägt Alle. Aber da diese Gesellschaft eine patriarchal strukturierte, kapitalistische Gesellschaft ist, sind die Menschen in ihr nicht gleich sondern ungleich. Auch Corona trifft die Menschen deswegen nicht gleich. Während die einen sich bereits gegen viel Geld in Luxusresorts haben impfen lassen, sind Tausende von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen. Während standortrelevante Großunternehmen mittels staatlicher Subventionen noch reicher werden, kämpfen unzählige Soloselbständige und prekär Beschäftigte ohne deutschen Pass um Existenz und Aufenthaltsrecht. Die Liste diese Beispiele ließe sich vermutlich unendlich fortsetzen. Rechte und andere Möchtegern-Querdenkende versuchen hier anzuknüpfen. Anstelle von gemeinsamer Solidarität und Gesellschaftskritik setzen sie aber menschenfeindlichen Egoismus, den “Kampf aller gegen Alle”. Sie sind in Wirklichkeit die größten Fans dieser Gesellschaft, von Kapitalismus und Patriarchat. Deswegen bleibt es für uns als radikale Linke notwendig uns außerhalb von staatstragenden Institutionen zu organisieren. Weil wir diese Gesellschaft nicht retten, sondern revolutionär überwinden wollen. Und ihre Nazifans gleich mit! Deswegen widersetzen wir uns der nationalen Interessenpolitik und ihrer nationalistischer Krisenideologie, ihrem Geschwafel von “wir” und “alle zusammenhalten”. Gerade in der Krise braucht es stabile Gewerkschaften, solidarische Nachbarschaften – und einen kämpferischen Antifaschismus.

Nicht einschüchtern lassen – weiter machen! Solidarität mit allen von Repression betroffenen Antifaschist*innen in Syke, Bremen und anderswo!