Fünf Bremer antifaschistische und linksradikale Gruppen haben sich zum Bremer Bündnis gegen Antisemitismus zusammengeschlossen. Konkreter Anlass war das fortwährende Werben des Bremer Friedensforums und des AK Süd-Nord für ein Boykott israelischer Produkte vor u. a. Bremer Supermärkten. Natürlich verbindet das Bündnis aber auch grundsätzlich die Ablehnung jeder Form des Antisemitismus.
Das Bündnis will gemeinsam Medien und Pressearbeit betreiben, Infomaterialen erstellen, Veranstaltungen organisieren und Aktionen machen. Gemeinsame inhaltliche Grundlage der Praxis ist ein Bündnisaufruf. Ziel ist es, die Aktivitäten des „Bremer Friedensforums“ und des „AK Süd-Nord“ auch von „links“ aus nicht unwidersprochen zu lassen. Der Bündnisaufruf schließt mit dem Aufruf an „alle Organisationen und Gruppen, die bisher das Friedensforum sowie den AK-Süd-Nord für adäquate Bündnispartner gehalten haben“, die Zusammenarbeit mit diesen unverzüglich einzustellen.
Bereits erstellt sind Aufkleber, Plakate und Flyer, diese befinden sich im Infoladen.

Das Bremer Bündnis gegen Antisemitismus:
(In alphabetischer Reihenfolge)
Basisgruppe Antifaschismus (BA) Bremen
[c]³
Gruppe in widersprüchlicher Gesellschaft (IWG)
Kritik im Handgemenge (KiH)
la.ok – latente Aggression und organisierte Kritik

Siehe auch: Presseerklärung der BA vom 9.3.2011 mit Reaktionen in taz und Jungle World.

Der Bündnisaufruf

Gegen antisemitische Positionen im Bremer Friedensforum und beim AK Süd-Nord!
Am 16.07.2011 rief das Bremer Friedensforum zum wiederholten Male zum Boykott israelischer Waren auf. Diese Boykottaktion war Teil eines weltweiten antiisraelischen Aktionstages. Schon seit längerer Zeit arbeiten sich die Friedensfreund_innen an Israel ab; bisheriger Höhepunkt war dabei eine von ihnen angemeldete Demo im Juni 2010 anlässlich des Stopps der Gaza-Flotilla.
Diese Demo war deutlich antisemitisch geprägt: Ein großer Teil bestand aus Anhänger_innen der faschistischen Organisation „Die Grauen Wölfe“ sowie Anhänger_innen der „Islamischen Republik Iran“. Es wurden Israelfahnen getragen, die anstatt des Davidsterns ein Hakenkreuz zeigten. Diese Gleichsetzung von Israel mit dem NS-Regime ist eindeutig antisemitisch. Von den Anmelder_innen und Teilnehmer_innen der Demo wurde sie jedoch ohne weiteres toleriert. Eine solche Positionierung verunmöglicht jede Zusammenarbeit mit dem Bremer Friedensforum.
In allen Darstellungen des Friedensforums wird Israel dämonisiert. Israel sei der Verursacher des Konflikts. Das Bremer Friedensforum verlangt von ihm einseitige Zugeständnisse, während die Gewalt und das politische Programm der Gegenseite verharmlost und gerechtfertigt wird. Aus der Tatsache, dass Israel militärisch seinen Feind_innen überlegen scheint, ziehen sie den Schluss der einseitigen Parteinahme für die Gegner_innen Israels. Die Methoden und Inhalte dieser – d.h. von Hamas, Fatah, Hisbollah und Co. erscheinen ihnen nicht kritikwürdig. Auch der repressive Umgang der palästinensischen Staatsgründungsbewegung mit der eigenen Bevölkerung wird kaum kritisiert. Hier wird ein Doppelstandard deutlich, welcher sich gegen Israel wendet. So wird an weitverbreitete antisemitische Vorstellungen anknüpft.
Bei diesen Ansichten handelt es sich also nicht um Einzigartigkeiten oder Erfindungen des Friedensforums, sie sind gesellschaftlich verbreitet und oft toleriert. So ist das Forum immer wieder gern gesehener Bündnispartner der Bremer Linkspartei, neuerdings des AStA der Uni Bremen und anderer sich als links verstehender Organisationen und Einrichtungen. Die Inhalte und Praxen des Friedensforums bleiben unwidersprochen. Auch dessen seit Jahren gepflegte Zusammenarbeit mit dem AK Süd-Nord stört bisher nicht. Der Ak Süd-Nord verbreitet Verschwörungstheorien, bezieht sich offen positiv auf Menschen, die die Shoah leugnen und unterstützt Diktaturen und autoritäre Bewegungen im Nahen Osten. Mit dieser Zusammenarbeit verhelfen die Friedensfreund_innen den Befürworter_innen des Krieges – nicht nur gegen Israel – zu verstärkter Öffentlichkeit. Wer sich ein Verhältnis der Staaten zueinander ohne bewaffnete Konflikte zum politischen Hauptziel macht, übersieht, dass der herrschende Frieden bereits jede Menge Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung beinhaltet.
Wir, ein Bündnis aus linksradikalen, antifaschistischen Gruppen aus Bremen betrachten diese Zustände als unhaltbar. Wir setzen uns zum Ziel, dem Bremer Friedensforum und dem AK-Süd-Nord den Raum für ihre antisemitische Hetze zu nehmen.
Wir rufen alle Organisationen und Gruppen, die bisher das Friedensforum sowie den AK-Süd-Nord für adäquate Bündnispartner gehalten haben, dazu auf, die Zusammenarbeit einzustellen. Antisemit_innen haben in linken Strukturen, Bündnissen und Räumlichkeiten nichts zu suchen. Stellen wir uns ihnen gemeinsam in den Weg! Bekämpfen wir Antisemitismus überall!